10 Fehler, sie Sie beim Erstellen von Arbeitszeugnissen vermeiden sollten

Das Erstellen qualifizierter Arbeitszeugnisse ist mit vielen rechtlichen Fallstricken versehen. Worauf Sie unbedingt achten sollten und welche Fehler Sie auf keinen Fall machen dürfen, erfahren Sie in unserem Artikel.

Lesezeit: 9 Minuten

Erstellen Sie mit unserem praktischen Arbeitszeugnis Generator in wenigen Minuten Ihr fertiges Arbeitszeugnis inkl. anwaltlich geprüfter Formulierungen.

Wussten Sie, dass jährlich über 30.000 Verhandlungen auf Grund falsch ausgestellter Arbeitszeugnisse vor Arbeitsgerichten stattfinden?

Der Grund ist simpel: Das Schreiben von Arbeitszeugnissen hat sich durch unzählige rechtliche Vorgaben mittlerweile zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt. 

Nachfolgend haben wir Ihnen die 10 häufigsten Fehler aufgezeigt, die im Zusammenhang mit der Erstellung (qualifizierter) Arbeitszeugnisse immer wieder gemacht werden.

Das Erstellen von Arbeitszeugnissen gehört nach unserer Erfahrung leider noch immer zu den Dingen, die durch Vorgesetzte „nebenbei“ mit erledigt wird.

Hierbei werden in den meisten Fällen unbewusste Fehler gemacht, die dazu führen können, dass im Nachgang unangenehme, juristische Klärung notwendig ist.

Mit unserem Arbeitszeugnis Generator erstellen Sie in nur 5 Minuten ein Arbeitszeugnis anhand anwaltlich geprüfter Formulierungen. Und das Ganze für nur 9,90 EUR.

Fehler #1: Die Einzelbewertungen widersprechen sich gegenseitig

Achten Sie stets darauf, dass Bewertungsparameter, die direkt zusammenhängen, nicht zu unterschiedlich bewertet werden.

So ist es beispielsweise unlogisch, Arbeitnehmer:innen im Bereich Engagement mit sehr gut zu bewerten, und dann innerhalb der Arbeitsweise nicht zu erwähnen, dass die Arbeit stets zuverlässig und sorgfältig erledigt wurde.

Fehler #2: Die Gesamtbewertung widerspricht den Einzelbewertungen

Meistens ist dieser Fehler gar nicht bewusst, da man bei der selbstständigen Erstellung von Arbeitszeugnissen und deren Formulierungen oft die zugehörige „Schulnote“ nicht einschätzen kann.

So kann es vorkommen, dass die Gesamtbewertung von dem abweicht, was innerhalb der Bewertung der Einzeltätigkeiten ausgewiesen wurde.

Fehler #3: Übertreibungen und Untertreibungen

Innerhalb des Arbeitszeugnisses sollten Sie immer ein gesundes Mittelmaß bei den Formulierungen beachten. Übertreibungen, wie beispielsweise „extrem schnelle Auffassungsgabe“ oder Untertreibungen generell sollten daher vermieden werden. 

 

Übertreibene FormulierungGlaubwürdige Formulierungen
extremhilfreich
exorbitantinspirierend
unglaublichaktiv

Fehler #4: Schweigen ist Gold aka. beredtes Schweigen

Unter „beredtem Schweigen“ versteht man in der Welt der Arbeitszeugnisse das Weglassen von für die Berufsbezeichnung notwendigen Eigenschaften und Fähigkeiten. 

Beispiel:

Sollte das Arbeitszeugnis eines Projektmanagers bzw. einer Projektmanagerin keine Aussage über seine strukturierte Arbeitsweise beinhalten, kann davon ausgegangen werden, dass sie bzw. er notwendige Skills für den Job vermissen lässt. 

Erfahrungsgemäß benötigt die Anfertigung eines (qualifizierten) Arbeitszeugnisses durch den Arbeitgeber 2 Stunden.

Zusätzlich besteht das Risiko, dass formale Fehler gemacht werden, die im Nachhinein rechtliche Konsequenzen (und Kosten) mit sich bringen.

Die Anfertigung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht nimmt ebenfalls 2 Stunden Zeit in Anspruch, da vorab notwendige Informationen durch Sie zur Verfügung gestellt werden müssen.

Oben drauf kommen bei der Erstellung durch einen Fachanwalt häufig Gebühren im mittleren 3-stelligen Bereich.

Der Arbeitszeugnis Generator von arbeitszeugnis-direkt.de verfügt über anwaltlich geprüfte Formulierungen. Die Ausarbeitung benötigt ca. 5 Minuten und ein fertiges, qualifiziertes Arbeitszeugnis kostet lediglich 14,90 EUR.

Fehler #5: Gute Arbeitnehmer brauchen kein Glück

Die Floskel: „Wir wünschen Frau Mustermann auf Ihrem weiteren beruflichen Weg viel Glück und Erfolg“ ist eine problematische Formulierung, von der wir Ihnen abraten. Erfolgreiche Mitarbeiter, die entweder aus eigenen Stücken gekündigt haben oder von denen man sich aus wirtschaftlichen Gründen trennen musste, brauchen auf Grund Ihrer beruflichen Leistung kein Glück auf dem Arbeitsmarkt. 

Diese Formulierung birgt wieder reichlich Interpretationsspielraum, weswegen wir von dieser oder ähnlicher Formulierungen absehen würden.

Fehler #6: Falsche Zustellungsweise

Es ist absolut Usus, dass Arbeitszeugnisse im Anschluß an das Beschäftigungsverhältnis ausgestellt werden. Dennoch ist es so, dass Arbeitszeugnisse ausschließlich auf physischer Form zu übergeben sind. 

Übersendungen via E-Mail gelten als Formfehler und sind somit im Anschluß rechtlich angreifbar. Das Gleiche gilt in gewissen Umständen im Übrigen auch für die postalische Übersendung. Sollte die Empfängeradresse des ehemaligen Arbeitnehmers auf dem Arbeitszeugnis stehen, sollte das Schreiben geknickt“ worden sein oder in einem nicht „hinnehmbaren“ Zustand, kann es zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommen.

Fehler #7: Zu schlechte Bewertungen (auch, wenn es schwer fällt)

Nicht alle eingestellten Mitarbeiter:innen erweisen sich als geeignet. Ab und an kommt es vor, dass man sich von Mitarbeiter:innen trennen muss, weil die gezeigte Leistung auf der Seite des Arbeitnehmers nicht zum Anspruch des Unternehmens passt.

Sollten Arbeitnehmer:innen jedoch tatsächlich eine schlechte Leistung erbracht haben, darf diese nicht innerhalb des Arbeitszeugnisses zum Ausdruck gebracht werden. Allgemein empfehlen wir von arbeitszeugnis-direkt.de, die Gesamtleistung von Arbeitnehmer:innen nicht schlechter als „befriedigend“ einzuschätzen.

Fehler #8: Negativformulierungen & "Geheimcodes"

Immer wieder kommt es vor, dass Arbeitgeber oder Personalverantwortliche Formulierungen oder Redewendungen in Arbeitszeugnisse einbauen (teilweise bewusst, teilweise unbewusst), die als sogenannte Geheimcodes in Arbeitszeugnissen gelten. Die Verwendung dieser Formulierungen erfolgt in den meisten Fällen jedoch unbewusst, was nichts daran ändert, dass diese im Nachhinein das Arbeitszeugnis rechtlich angreifbar machen. 

Beispiele hierfür wären:

GeheimcodeTatsächliche Bedeutung
Mit Kollegen hat er sich aktiv auseinander gesetzt.Es ist zu Handgreiflichkeiten gekommen.
Er trat sowohl innerhalb wie auch außerhalb unseres Unternehmens engagiert für die Interessen der Arbeitnehmer auf. Der Mitarbeiter hat eine Betriebsratstätigkeit ausgeführt (unzulässige Formulierung).
Er zeigte Engagement für Arbeitnehmerinteressen außerhalb des Betriebes. Der Mitarbeiter hat bei Streiks teilgenommen (unzulässige Formulierung).
Herr Mustermann verfügt über ein bemerkenswertes Bildungsniveau, mit dem er alle gesellschaftlichen Anlässe stets bereicherte. Das Bildungsniveau des Mitarbeiters ist stark unterdurchschnittlich.

Eine ausführliche Liste aller uns bekannten Formulierungen der Arbeitszeugnis Geheimcodes finden Sie in diesem Artikel.

Fehler #9: Unklarheit über die Art des Arbeitszeugnisses

Jeder Arbeitnehmer der Ihr Unternehmen verlässt, hat Anrecht auf ein Arbeitszeugnis. Die Wahl, ob einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis liegt hier jedoch nicht bei Ihnen sondern beim Arbeitnehmer.

Um nachträgliche Schwierigkeiten zu umgehen, empfehlen wir, vorab schriftlich (bspw. via E-Mail) anzufragen, welche Form der Arbeitnehmer sich für sein individuelles Arbeitszeugnis wünscht.

Fehler #10: Formale Fehler im Sinne des Arbeitsrechts

Sehr oft hört oder liest man davon, dass Arbeitgeber die notwendigen Arbeitszeugnisse von Ihren Arbeitnehmern vorformulieren oder komplett schreiben lassen.

Dabei unterliegt ein (qualifiziertes) Arbeitszeugnis sehr vielen formalen Anforderungen. Diese formalen Anforderungen kann ein Laie nicht kennen. In den seltensten Fällen kennen die Vorgesetzten oder Geschäftsführer diese Formalien.

Aus diesem Grund raten wir stets dazu, Arbeitszeugnisse entweder durch Fachanwälte erstellen zu lassen oder einen Online Generator zu verwenden, der mit anwaltlich geprüften Formulierungen arbeitet.

Kommen wir nun aber zu den verschiedenen, formalen Mängeln:

  1. Mangel #1: Das Arbeitszeugnis wurde nicht auf dem offiziellen Briefpapier des Unternehmens gedruckt bzw. wurde ohne Kenntlichmachung einer Unternehmenszugehörigkeit auf ein weißes Blanco Papier gedruckt.
  2. Mangel #2: Das (qualifizierte) Arbeitszeugnis verfügt über keine oder eine nicht ausreichende Schlussformel.
  3. Mangel #3: Im Anschriftenfeld befindet sich die postalische Adresse des Arbeitnehmers. Dies kann darauf hinweisen, dass das Zeugnis postalisch überstellt wurde. Dies bietet Interpretationsspielräume, ob der Arbeitnehmer fristlos entlassen wurde und daher nicht mehr im Unternehmen war.
  4. Mangel #4: Das Arbeitszeugnis wurde nicht durch einen Vorgesetzten erstellt bzw. eine falsche oder nicht relevante Person hat das Arbeitszeugnis erstellt.
  5. Mangel #5: Das Arbeitszeugnis weißt Knickkanten auf. Auch hier besteht wieder der gleiche Mangel wie bei #3.
  6. Mangel #6: Das Arbeitszeugnis beinhaltet nicht das Datum der letztendlich rechtlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses.
  7. Mangel #7: Das Arbeitszeugnis wird nicht mit PC oder Schreibmaschine verfasst, sondern handschriftlich.
  8. Mangel #8: Die Verwendung von Ausrufe- oder Fragezeichen sowie An- und Ausführungszeichen (sogenannte implizite Sprache) ist innerhalb von Arbeitszeugnissen nicht gestattet.
  9. Mangel #9: Das Verfassen von Arbeitszeugnissen sollte zu jeder Zeit mit größter Sorgfalt geschehen. Rechtschreibfehler, unsachgemäßer Ausdruck sowie Fehler innerhalb der Grammatik und Satzstellung gelten hierbei als Formfehler.

 

Diese Formfehler geben Arbeitnehmern die Möglichkeit, rechtlich gegen das Arbeitszeugnis vorzugehen.

Der Rechtsanwalt und YouTuber Andreas Zechlin hat hierzu ein sehr interessantes und umfangreiches Video auf YouTube veröffentlicht.

Diesen Artikel weiterempfehlen: